Dienstag, 24. November 2015

Erste Tipps bei Tinnitus




Tinnitus ist ein häufiges Symptom. Heute sieht man chronischen Tinnitus mehr als eine neuropsychologische Regulationsstörung an und weniger als eine Krankheit. Die Ursachen des akuten Tinnitus sind mannigfaltig. Eine Abklärung ist wichtig. Beim chronischen Tinnitus ist das Ohr zunehmend weniger bedeutend und das Gehirn bekommt eine wichtige Funktion. In meinen Praxen kläre ich ab und behandle mit einem integralen Ansatz, d.h. es werden sowohl organische als psychogene und auch neuropsychologische Aspekte berücksichtigt
Hier einige erste Tipps zum chronischen Tinnitus:
Die Einstellung macht es:  Unser Gehirn ist seit Jahrtausenden darauf trainiert auf Gefahren zu achten. Gerade das Gehör brauchte der Steinzeitmensch in der dunklen Höhle um Gefahren zu erkennen. Wenn Sie den Tinnitus als gefährlich und bedrohlich bewerten, kann ihr Gehirn nicht anders als das Ohrgeräusch „ lauter zu drehen“. Fazit: Lassen Sie das Geräusch zu, bleiben Sie gedanklich gelassen, denken Sie: „Es gibt schlimmeres“ und akzeptieren sie es. Nur dann kann Ihr Gehirn mit dem „Vergessen“ des Ohrgeräusches beginnen.
Innere Ruhe mit Entspannung: Auch innere Anspannung regelt das Ohrgeräusch lauter. Das liegt daran, dass wir unter Stress unsere Sinneswahrnehmungen empfindlicher einstellen. Durch Stress wird also die innere Lautstärke des Ohrgeräusches angehoben. Fazit: Sport oder Entspannungsverfahren (z. B. die Progressive Muskelrelaxation kurz: PMR) reduzieren den inneren Stresslevel und können den Tinnitus „leiser drehen“. Auch die Gründe für ihren „Stress“ sollten analysiert werden.
Wer bestimmt mein Leben?
Patienten mit Tinnitus fühlen sich oft ohnmächtig. „Ich kann nichts tun.“ „ Ich gehe nicht mehr vor die Tür wegen meines Ohrgeräusches“ Fazit: Lassen Sie nicht das Symptom ihr Leben bestimmen. Halten Sie die Zügel fest in der Hand, auch wenn es schwer fällt. Sie bestimmen wo es lang geht!
Gibt es andere Gründe warum es mir schlecht geht? Was hab ich um die Ohren?
Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Ist wirklich der Tinnitus das Problem? Häufig ist das so. In manchen Fällen sind es aber Sorgen oder Konflikte oder vermehrte Belastung, die dahinter stehen.  Der Tinnitus bekommt eine Symbolfunktion. Wenn das so ist, dann sollten diese Probleme mitbehandelt werden. Manchmal ist es leichter für die Psyche ein körperliches Symptom zu produzieren als ein Problem zu lösen. Vielleicht kann ich Ihnen mit einem integralen Therapieansatz helfen.
Suchen Sie die natürliche akustische Stille
Unsere Ohren sind nicht dafür gemacht in Betonhäusern mit schallisolierten Fenstern zu hören. Mit anderen Worten, die Stille die wir heute in einem geschlossenen Raum erzeugen können ist nicht natürlich. Natürlich Stille bedeutet das Rauschen im Wald oder das Rauschen des Meeres. Umgeben Sie sich damit. Meiden Sie die künstliche Stille. Fenster auf oder natürliche Rauschgeräusche vom Smartphone oder auf CD helfen auch, wenn Sie es nicht schaffen in den Wald zu gehen oder ans Meer zu fahren.
Auch wenn Sie gerne Ihren Tinnitus sofort abstellen möchten gilt: Der Weg geht nur über die gelassene Akzeptanz. Erst wenn Sie das tun und verinnerlicht haben, kann ihr Gehirn mit dem „Vergessen“ des Tinnitus beginnen.

Montag, 19. Oktober 2015

Herbstzeit ist Infektzeit. Und was hilft?




Am besten gegen einen jetzt häufigen grippalen Infekt (Erkältung) hilft es, sich gar nicht erst anzustecken! Das hört sich lapidar an, ist aber gar nicht so schwer.  Viren haben keine Flügel und verbreiten sich durch Tröpfchen entweder von Mensch zu Mensch (Berührungen wir z. B. Händeschütteln) oder über einen Gegenstand (Türklinken, Tastaturen (EC-Automat), Schalter, etc.) der kontaminiert ist.
Deshalb:
  • Schütteln Sie wenig  die Hände zur Begrüßung.
  • Vermeiden Sie es mit ihren Händen in Ihr Gesicht zu gehen.
  • Husten Sie in die Ellenbeuge, so können Sie die Viren nicht beim nächsten Handschlag verbreiten.
  • Haben Sie ein Fläschchen Desinfektionsalkohol für die Hände in der Tasche und benutzen Sie es wenn Sie im öffentlichen Raum unterwegs waren.
  • Waschen Sie sich oft die Hände.
  • Belegt ist auch, dass sich tägliches Wechselduschen (Mindestens 2x kaltes Abduschen nach einer warmen Dusche) tatsächlich immunstärkend auswirkt und die Infekthäufigkeit senkt. Das kostet nichts und macht am Morgen zudem ein gutes Gefühl. (z. B. Quelle: Phys Rehab Kur Med 2007; 17 - A13 DOI: 10.1055/s-2007-988722)
  • Auch regelmäßige saunieren stärkt die Abwehr.
  • Trinken Sie genug und befeuchten Sie ihre Schleimhäute (Meersalz-Sprays, Inhalationen, Nasendusche). Die Austrocknung der Schleimhäute durch Kälte aber auch überheizte Räume fördert die Ansiedlung von Viren. Feuchte Schleimhäute in Nase und Rachen schütz vor der viralen Invasion.
  • Raucher leiden häufiger und länger an viralen Infekten.
  • Ernähren Sie sich gesund vor allem mit frischem Obst.

Trotzdem, manchmal haben wir eben Kontakt zu einem kranken Menschen, z. B. in der Familie oder am Arbeitsplatz und stecken uns an. Und dann?
Wenn Sie an einer Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, leiden, gibt es Mittel um die Symptome zu lindern. Die Erkrankungsdauer eines viralen Infektes können wir aber bis heute kaum evident verkürzen.
Es hilft:

  • Warme Tees (Kamille / Salbei) beruhigen die kranke Schleimhaut.
  •  Halten Sie den Hals warm.
  • Inhalationen (1 Liter Wasser, 1 – 2 Teelöffel Salz und Kamillenblüten) sind gut bei Schnupfen und Heiserkeit.
  • Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure nehmen das Krankheitsgefühl.
  • Schonen Sie sich (kein Sport, keine Anstrengung)

Nach 5-7 Tagen ohne nennenswerte Besserung oder bei starken Krankheitssymptomen (starke Kopfschmerzen, Nackenschmerzen oder Gesichtsschmerzen) oder bei Fieber über 39 Grad oder wenn Sie eine Krankschreibung benötigen, suchen Sie meine Praxis auf. Ich berate Sie gerne.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Mandeln raus oder nicht? Das ist oft die Frage



In meinen Praxen werde ich oft von besorgten Eltern gefragt ob die Mandeln bei ihrem Kind herausgenommen werden sollen. Oder erwachsene Patienten die häufig Halsschmerzen haben stellen mir diese Frage. Jetzt schafft endlich eine medizinische Leitlinie etwas Klarheit für die Entscheidung ob die Mandeln entfernt werden sollen (Tonsillektomie) oder nicht. Auf der Homepage www.awmf.de findet der Interessierte neben vielen anderen Leitlinien die vor wenigen Wochen erschienene Leitlinie „Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis“.
Akute Mandelentündung (Quelle: Flickr von spider.dog)
Bezüglich der Entfernung der Mandeln wird von den Experten, die die Forschungsliteratur intensiv sichteten, folgende Empfehlung gegeben: Die Zahl der akuten eitrigen und mit Antibiotika therapierten Mandelentzündungen pro Jahr ist entscheidend. Weniger als 3 heißt, die Mandeln bleiben drin. Zwischen 3 und 5 Entzündungen pro Jahr: warten ob nicht doch noch 6 Mandelentzündungen erreicht werden. Ab 6 Entzündungen pro Jahr ist die Mandelentfernung eine Möglichkeit. Ausdrücklich wird von therapeutischer Möglichkeit gesprochen und nicht von einer dringenden Empfehlung! Der Effekt nach Entfernung der Mandeln auf die Reduktion der Halschmerzepisoden pro Jahr ist aber insgesamt eher klein. D.h. auch ohne Mandeln hat man dann weiter immer mal Halsschmerzen. 

Hinzuzufügen ist, dass bei Kindern mit sehr großen Mandeln, die sich berühren (kissing tonsills) und ein Schluckhindernis darstellen weiter eine Indikation besteht die Mandeln zu entfernen oder zu verkleinern.
Für den Alltag bedeutet es, dass es sinnvoll ist mit Halsbeschwerden immer zum gleichen Arzt zu gehen. Für Halsschmerzen gibt es viele Ursachen und meistens sind es virale Infekte und deutlich seltener eitrigen und damit bakteriellen Mandelentzündungen. Der Arzt, am besten eine HNO-Arzt dokumentiert die Häufigkeit und die Ursachen und fällt dann gemeinsam mit dem Patient die Entscheidung.
Insgesamt kommt durch die neue Leitlinie deutlich mehr Strenge und Zurückhaltung bei der Entscheidung ob eine Mandelentfernung sinnvoll ist. Eine Zweitmeinung eines weiteren HNO-Arztes kann dem Patienten ebenfalls weiterhelfen. Ich berate Sie gerne.